Keltische und römische Funde in der heutigen Gemarkung von Maxdorf und Umgebung

G. Gärtner, Aachen; 12.11.2018

Die keltischen und römischen Funde sind schon in der Maxdorfer Ortsgeschichte von Walter Sattel [1] und auch im 1. Band der Ortsgeschichte von Fußgönheim [2] detailliert beschrieben, wobei gerade das benachbarte Fußgönheim wohl einer diesbezüglich am besten untersuchten Orte der Pfalz ist und sehr viele Funde und Fundstellen aufweisen kann. Die Funde bei Maxdorf werden auch in dem Buch von Kinkel über die Muttergemeinde Lambsheim und seine Geschichte [3] zitiert, aber dort sind die Fundorte nicht genau angegeben. Die genaue Lokalisierung und die Art der Funde kann aber dabei helfen, diese besser in einen historischen Gesamtzusammenhang zu stellen.  Das soll in diesem kurzen Beitrag geleistet werden (siehe auch G. Gärtner [4]).

Die Fundorte in Maxdorf sind folgende (1-3):

1. Ackerfeld südlich der Maxdorfer Haltestelle der Rhein-Haardt Bahn, Gemarkung Schlossäcker, angrenzend an die Gemarkung Müllmer; Fundzeiten um 1890, damals Rodungen; in der Karte auf Seite 51 in [2] mit der Nr. 5(*) eingetragen (*die Nr. 5 ist dort 2 mal vergeben)

2. Sandgruben „Auf der Heide“, früher Flurstück 1841, Fundzeit 1902 – 1907; diese Stelle wird in [2] erwähnt, ist aber in der besagten Karte nicht eingetragen. Laut W. Sattel befindet sich die Stelle im Umfeld der heutigen Brunkstrasse 51 – 61

3. BASF Siedlung, Ortsmitte, Umfeld Carl-Bosch-Strasse; früher Sandgewann, Große Waag

4. Außerhalb Maxdorf „Am Bruchbuckel“, auch in [3] zitiert: westlich von Bad Dürkheim, an der Gemarkungsgrenze zu Ellerstadt

5. ebenso: Im Heidenfeld, westlich von Bad Dürkheim

Zu 1: Die Fundgeschichte in den Schlossäckern ist leider nicht gut dokumentiert, Laut Grünenwald [6] fand man bei den Rodungen um 1890 Steinsärge, Gefäße und Kleinfunde. Bemerkenswert sind jedoch nach Sprater [5] 3 Teile einer Jupiter-Gigantensäule, nämlich der stark verwitterte Kopf des Jupiter Taranis, ein Pferdekopf (gefunden 1909/10) und ein Merkurrelief aus Sandstein von der Basis (gefunden ca. 1885), das es 1893 bis ins Völkerkundemuseum in Berlin schaffte, aber heute dort verschollen ist [1,2]. Es bleibt die Frage, ob die übrigen Teile der Säule am Fundort eventuell noch im Boden schlummern (siehe Brunnenschachtfund von Ladenburg). Solche gallo-römischen Jupiter-Gigantensäulen wurden im 2. Und 3. Jahrhundert nach Christus oft vor dem Eingang einer villa rustica, d.h. eines römischen Gutshofs,  oder in Tempelanlagen aufgestellt. Bekannt sind z.B. die Säulen von Mainz und von Ladenburg.  Ansonsten gab es an der Stelle Funde, die von der Steinzeit über die Bronzezeit und Latenezeit bis zur Römerzeit reichen (In [1,2,7] detailliert beschrieben), was auf eine kontinuierliche Besiedlung in diesen Zeiträumen hindeutet, die aber nach den zweiten Alemanneneinfällen 260 n. Chr. endete.

Zu 2.: Auch die Fundgeschichte vom Gräberfeld „Auf der Heide“ ist schon recht alt  [1,2,6,7] und vor der Ausgrabung von 12 Gräbern durch Dr. Grünenwald 1903 wurden in den Sandgruben von A. Hauck bereits ca. 50 Brandgräber aus Unkenntnis zerstört. Die Funde aus 20 Gräbern stammen aus spätkeltischer und frührömischer Zeit. Es wurden auch Münzen des Germanicus gefunden, die aber erst 37 n. Chr. unter seinem Sohn Caligula geprägt wurden. In der Umgebung dieses Friedhofs wurden auch Wohngruben aus der frühen Eisenzeit entdeckt.

Zu 3.: Die sechs Gräber stammen aus der späten Bronzezeit (1350 – 740 v.Chr.). Es gibt auch einige Funde aus Latene- und Römerzeit. Entdeckt wurden sie in den Jahren 1934 – 1937.

ZU 4.: „Im Jahre 1822 hat man gegen Dürkheim hin, an dem sogenannten Buckel, bei Umrodung der Erde zur Anlage eines Weinbergs, auf dem Feldstück von Salomon Weil, eine Menge von Begräbnis-Urnen der Römer aufgefunden, aus rötlicher Erde bestehend, mit Haaren, Knochen und dergleichen ein kupferne Münze, größer als ein halber Kronentaler mit der Inschrift: „Faustina Augusta“; ferner 16-18 Feuerherde von der Größe unserer gewöhnlichen Kochherde, mit Sandsteinen umgesetzt, und jeden derselben mit einer Kasserolle versehen.“ Aus Michael Frey 1836 [3].

Zu 5.: Laut C. Mehlis [11] wurde im Heidenfeld am Bruch westlich von Bad Dürkheim 1864 in 2m Tiefe eine Schatzkiste aus Eichenholz unter einer Steinplatte gefunden, die neben einem Dreifuss aus Bronze auch Goldschmuck und Bernsteinringe enthielt. Wahrscheinlich wurde der Schatz dort wegen der Germaneneinfälle vergraben.

Schließlich soll noch angemerkt werden, dass manche Gewannnamen auch im Zusammenhang mit frühen Funden stehen können, so die „Feuereimergewann“ am Heereweg. Typisch für die drei Fundorte 1,2 und 4 ist, dass sie sich am Rande der ehem. Gemarkungen von Fußgönheim und Ellerstadt befinden, wobei es sowohl am Schwabenbach bei Fußgönheim und auch in Gönnheim römische Siedlungen gegeben hat, zu denen wahrscheinlich auch die außerhalb gelegenen Friedhöfe mit den Verbrennungsstätten gehörten.

In der Karte 1 ist der Heereweg oder die „Alte Stroß“, der über Lambsheim und Heßheim bis nach Worms führt, rot gestrichelt eingezeichnet.; eine Abzweigung führt nach Fußgönheim und weiter am „Hochufer“ entlang, wie auch schon von Lambsheim nach Worms. Längs dieser Straße wurden nach H. Bernhard [9] in teils weniger als 1 km Abstand eine Reihe von villae rusticae entdeckt, so bei Lambsheim am „Heuchelheimer Weg“ und „Im hohen Rech“, die die Nutzung der Straße während der Römerzeit belegen, von der es auch eine Abzweigung längs der Isenach nach Ungstein gibt. Dort hat  man inzwischen auch die Fundamente eines  Burgus (Kleinkastell) aus spätrömischer Zeit ausgegraben. 

Diese Straßenverbindung existierte wahrscheinlich auch schon in vorrömischer Zeit, denn längs der Straße wurden auch neolithische Siedlungen gefunden. Sie war ein bevorzugter Verbindungsweg, da sie oberhalb des früher versumpften Bruchgeländes lag, das sich mit bis zu 3 km Breite von Schifferstadt bis Hessheim und Weinsheim erstreckt und einen früh verlandeten Rheinarm markiert. In der Abb. 2 in dem Buch von W. Sattel [1] ist der hypothetische Verlauf in einer Karte von 1850 leider sehr ungenau dargestellt und Maxdorf liegt dort fälschlicherweise am „Ostufer“. Für unseren Bereich ist jedoch die 95 m Höhenlinie maßgebend und daher liegt Maxdorf auf einer „Landzunge“ am „Westufer“. Die ehemals versumpften Gebiete sind noch an den Gewannnamen wie Hartwiesen, Sohlwiesen, Maräcker u.a. zu erkennen. Nicht umsonst führt auch der Floßbach durch diese von Gräben oder Bachläufen durchzogene Niederung, in der es auch nach Starkregen öfter zu Überschwemmungen kommt. Möglicherweise hat das auch die erneute Besiedlung im Mittelalter verhindert und erst nach der Trockenlegung bis etwa 1830 und der nunmehr günstigen Verkehrslage an der Schnittstelle von Floßgraben und Dürkheimer Chaussee (Fertigstellung 1769) führten zu der Neuansiedlung; die schon 1745 mit dem Anlegen des Holzhofs begonnen hatte.

Ich bedanke mich bei Herrn Ferdinand Fiedler und Herrn Hans Lebkücher für die Lokalisierung der Maxdorfer Fundstellen dank geeigneter Flurkarten und für weitere Literatur dazu.

Georg Gärtner

Karte 1: Maxdorf und Umgebung um 1938 (Messtischblatt Bad Dürkheim Ost) mit Eintragung römischer (rot) und spätkeltischer Funde (gelb). Die Gräberfunde sind mit einem Kreis mit Kreuz gekennzeichnet. Der Heereweg oder die „Alte Stroß“, der über Lambsheim und Heßheim bis nach Worms führt, ist rot gestrichelt eingezeichnet.

         

Literatur:

[1] Walter Sattel, „Die Maxdorfer Ortsgeschichte“, grafik& werbung faulhaber, Neuhofen 2006

[2] P. Frankenberg et al.: „Ortsgeschichte der Gemeinde Fußgönheim“, Zechnerische Buchdruckerei, Speyer 1993; Kapitel II: E. und K. Hettich, „Fußgönheim in der Ur- und Frühgeschichte“, S. 45 – 2

[3] Kurt Kinkel, „Lambsheim und seine Geschichte“, Verlag E. Sommer, Grünstadt, 1987

[4] G. Gärtner, Anmerkungen zur älteren  Lambsheimer Geschichte und neue Namenshypothesen,   Aachen 2018

[5] F. Sprater, Vor- und frühgeschichtliche Funde von Fußgönheim, in Monatsschrift des Frankenthaler Altertumsvereins, 31. Jhrg., Nr.1/2, 1923, Seite 2+3

[6] Dr. Grünenwald, „Römisches Gräberfeld „Auf der Heide“ bei Maxdorf“, in Monatsschrift des Frankenthaler Altertumsvereins, 12. Jhrg., Februar 1904

[7] G. Lenz-Bernhard u. H. Bernard, „Das Oberrheingebiet zwischen Caesars Gallischem Krieg und der Flavischen Okkupation (58 v. – 73 n. Chr.) – Eine Siedlungsgeschichtliche Studie“, in Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 89. Band, Speyer 1991, S. 205-207, 210 -214

[9] H. Bernhard, „Die Vor- und Frühgeschichte des Heßheimer Raumes“ in „Heßheim – Geschichte eines pfälzischen Dorfes“, Herausgeber: E. Schnell u. G. Nestler, Verlag  Sommer, Grünstadt 1993

[10] Messtischblatt Bad Dürkheim Ost Nr. 6515, Maßstab 1:25000, ca. 1938; aus www.landkartenarchiv.de

[11] C. Mehlis: „Studien zur Ältesten Geschichte der Rheinlande“, Hist. Ver. der Pfalz, Leipzig 1877

                                                           

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