Der Großmarkt

Marktgeschehen und Marktplätze in Maxdorf – Historischer Rückblick
(Basierend auf einem Artikel von Elisabeth Guhmann, bebildert durch den Verein.)

Bevor 1934 der Marktplatz an der Rhein-Haardt-Bahn eingerichtet wurde, boten die Maxdorfer Bauern ihre Erzeugnisse an der Durchgangsstraße – der Staatsstraße von Oggersheim nach Dürkheim – und zwar auf dem Platz an der Friedenseiche, den Bewohnern von Maxdorf und den von auswärts kommenden Händlern zum Kauf an. Oder sie waren Erzeuger und Händler gleichzeitig und brachten ihre Feldfrüchte per Pferdeplanwagen – wie Johannes Hahn in seiner Ortschronik schildert – nach Kaiserslautern auf den Wochenmarkt. Die ersten Besitzer eines Lastkraftwagens in Maxdorf waren dann um 1920/25 die Landwirte Johannes Mackle und Johannes Leva.

Wer kein Transportmittel oder nur ein Kuhfuhrwerk besaß, brachte seine Waren per Straßenbahn (im Gepäckwagen) nach Mannheim auf den Markt. Wie ich aus Erzählungen weiß, sprach man vom Mannheimer Markt als „Delikatessmarkt“ und vom Kaiserslauterer als „Fressmarkt“.

Zurück zum Marktplatz am „Friedensbäämel“. 1933 gab es dort große Verkehrsprobleme. In der Zeitung war zu lesen, dass der Straßenverkauf an der verkehrsreichen Staatsstraße eine große Gefahr für Personen, Fahrzeuge und Radfahrer sei, und in den hiesigen Bürgerkreisen war die Standortfrage in ein aktuelles Stadium getreten. So wurde z.B. in einer Versammlung erörtert, dass man die baufällige Ziegelhütte erwerben sollte, das Gelände sei groß genug, um dort einen Marktplatz er errichten. Da aber wie in späteren Zeiten auch, das Gemeindesäckel leer war, suchte man nach einer anderen Lösung. Nicht nur ein geeigneter Umschlagplatz sollte geschaffen werden, auch neue Absatzwege waren vonnöten. Der Fortschritt in der Landwirtschaft, nämlich Anlegen von Mistbeeten, Errichten von Glashäusern, intensivere Anbaumethoden und somit die Erzeugung von Qualitätsprodukten führten die damaligen Bauern auf neue Wege, um höhere Preise für ihre Produkte zu erzielen. Man besann sich, dass es vor dem Weltkrieg 1914/18 in Maxdorf einen Obstbauverein gegeben hatte, dessen Ziel der gemeinsame Bezug von Obstbäumen und zweckentsprechende Verwertung der Erzeugnisse gewesen war.

So eine Organisation sollte wieder her. In einer Versammlung in der Gastwirtschaft „Zum grünen Wald“ von Heinrich Stähler wurde den Bauern erläutert, dass nur eine gemeinsame Vermarktung zum Erfolg führt.

Auf diesem freien Platz – er wurde am 4. Juli 1934 zum Markplatz geweiht – entstand 1934/1935 eine Markthalle. Hier verkauften die Bauern ihr Gemüse an Großhändler, die es danach zum Weiterverkauf bis nach Mannheim, Frankfurt und Stuttgart brachten.

So entstand die erste Erzeuger-Gemeinschaft „Gemüsegroßmarkt Maxdorf“. Aber wo sollte der organisierte Handel stattfinden? Auf einer Versammlung der Bundschuh-Ortsgruppe im Juli 1933 kam wiederum zur Sprache, dass der bisherige Marktplatz nicht mehr den Bedürfnissen entspricht. Man plante deshalb seine Verlegung. Ohne großen Kostenaufwand könnte man das an der Straßenbahn gelegene Gelände zu einem Marktplatz ausbauen.

Nun endlich! Ein historischer Tag für Maxdorf. Feierliche Einweihung des neuen Verkaufsplatzes am Montag, dem 4. Juni 1934 an der Straßenbahn-Haltestelle in Maxdorf. Kreisbauernführer, Landesobmann für Gartenbau, die Bürgermeister der umliegenden Orte und zahlreiche auswärtige Händler waren geladene Gäste und Zeuge eines großen Ereignisses. Vormittags wurden ansässige Gartenbaubetriebe besichtigt, nachmittags bewegte sich ein Festzug, von 30 festlich geschmückten Gemüsewagen begleitet, zum neuen Marktplatz. Ortsvorsteher Theobald Hauck begrüßte die Gäste und Landwirt Alfred Sattel sprach über die günstige Lage Maxdorfs als Gemüsezentrale. (Auszug aus der Maxdorfer Bilderchronik von Otto Reis auf Seite 32). Alle Tag ist Markttag. Die Feldfrüchte und Gartenprodukte wurden auf umweltfreundlichen, abgasfreien 1 PS Fuhrwerken oder Wägelchen angeliefert. In der Maxstraße beginnend bei der Gastwirtschaft Leonhardt (Ecke Fußgönheimer Straße) begann sich die Wagenkolonne zu formieren, fortführend um die Ecke in die Bahnhofstraße bis hoch zum eigentlichen Marktplatz.

Der Text auf dem Spruchband lautet: „Das beste Wappen in der Welt, das ist der Pflug im Ackerfeld“.

Je nach Jahreszeit wurden Erbsen, Karotten, Salat, Blumenkohl, Zwiebeln, Kraut, Bohnen, Gurken, Tomaten und auch Obst, verpackt in Holzkisten, Spankörben, Stutze- u. Brechkörben, Säcken oder lose auf Rollen oder Handwägelchen am Straßenrand „zur Schau“ gestellt. Es fand noch keine richtige Versteigerung statt, eigentlich mehr ein wilder „Bar-auf-die-Hand“-Verkauf. Die lose Ware wurde auf dem Marktplatz in einem provisorisch aufgestellten Wiegehäuschen gewichtsmäßig erfasst und sofort auf die bereitstehenden Händlerfahrzeuge verladen.

Büroraum gab es noch keinen. Später wurde im Wohnhaus des Gemüse- und Südfrüchte Großhändlers Eduard Hofmann in Maxdorf am Schillerplatz 4 das Rechnungswesen und die Buchhaltung untergebracht. Doch auch dieses Provisorium fand sein baldiges Ende, als 1935 mit dem Bau und der Inbetriebnahme einer damals modernen, großräumigen Markthalle ein neuer Meilenstein in der Geschichte des örtlichen und benachbarten Gemüseanbaues und dessen Vermarktung gesetzt wurde.

(Der Text dieses Artikels wurde veröffentlicht in „Selbständige Ortsgemeinde Maxdorf 1952 – 2002, Festschrift“, Herausgeber: Ortsgemeinde Maxdorf, Seite 65 ff.)

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.